RLW #27: Sibirien-Diät, orthodoxer Futurismus, militärische Friedensliebe

Heute ist der 22. November 2015, und das ist „Russland letzte Woche“. Die Themen: Ungewöhnliche Diät-Anreize, russisch-orthodoxe Marskolonien und heimlicher Pazifismus bei der russischen Armee.


Aman Tulejew, der langjährige Gouverneur der sibirischen Provinz Kemerowo, will von Saudi-Arabien lernen. Keine Sorge, Tulejew führt nicht die Scharia ein, vielmehr hat er vor, das Übergewichtsproblem in seiner Oblast mit materiellen Anreizen zu bekämpfen. In Dubai gibt es Gold fürs Abnehmen, in Kemerowo demnächst Steinkohle. Tonnenweise. Davon gibt es dort genug – in der sibirischen Provinz liegt eines der größten Steinkohlereviere der Welt.

Vergangene Woche hat die konservative Denkfabrik Isborsk-Club in Moskau einen runden Tisch ausgerichtet. Thema: die Zukunft der so genannten russischen Zivilisation. Der „Kommersant“ überliefert die üblichen Statements zwischen orthodoxem Obskurantismus und Hass auf den Westen – so war unter anderem vom Menschenfleisch die Rede, das angeblich „im Westen“ in Restaurants angeboten werde. Einer der vortragenden Herren hat’s allerdings geschafft, selbst unter national-religiösen Spinnern aufzufallen –

„Die heilige Rus der Zukunft – das ist ein gesegnetes Volk mit einer starken Armee und Industrie, mit russisch-orthodoxen Computern. Auf dem Mars werden nur russisch-orthodoxe Priester predigen, und Sektierer lassen wir da nicht rein.“

So sprach der Vorsitzender des „Verbands russisch-orthodoxer Experten“ Kirill Frolow. Er könnte es ernst gemeint haben.

Und nun, zu unserer Guten Nachricht aus Russland, Freunde! Schwerter zu Pflugscharen: Ein Major aus der Region Pskow hat es geschafft, insgesamt 17 Panzer als Altmetall zu verkaufen. Leider verscherbelte der Mann keine kampffähigen Fahrzeuge, sondern fahrende Ziele von einem Truppenübungsplatz, der ihm unterstand. Trotzdem kann ich einen pazifistischen Impuls erkennen: Schließlich kostete die Aktion von Oleg S. der russischen Armee umgerechnet 1,8 Millionen Euro. Etwa so viel soll der Start eines Marschflugkörpers von einem russischen Raketenkreuzer kosten. Ach ja: Der Undercover-Pafizist muss jetzt für acht Jahre ins Gefängnis.


Danke für die Aufmerksamkeit!

Ich bitte um Tipps, Feedback und Anregungen aller Art bei Facebook, Twitter und unter pavel.lokshin@gmail.com.

Russland letzte Woche gibt es als Blog und Newsletter.

Bis nächste Woche!
Pavel Lokshin

RLW erscheint in Kooperation mit n-ost – Netzwerk für Osteuropaberichterstattung.